Barrierefreiheit im Netz? Wie Du Social Media inklusiver machst

Diversität ist eine der größten Stärken in der Gesellschaft. Für unseren Verein haben wir das in einem unserer Leitsätze festgehalten. Doch um Diversität leben und wertschätzen zu können, muss in Eigeninitiative daran gearbeitet werden, Inklusion voranzutreiben. Unsere Welt ist geprägt von exklusiven Normen und Standards. Diese Barrieren müssen wir, gerade als künftige Kommunikator:innen, erkennen und abbauen. Auch im Netz. Ein paar kleine Funktionen machen Deinen Content für eine größere Reichweite zugänglich, Du gewinnst neue Follower:innen, erhöhst Engagement und erhöhst die Userfreundlichkeit für alle. Zu gut, um wahr zu sein? Hier bekommst Du eine kleine Übersicht und hilfreiche Tipps, damit Du Social Media für alle machen kannst!

Bildbeschreibungen und Alternativtext

Auch nicht sehende Nutzer:innen konsumieren Inhalte auf Social Media. Du kannst hier bei Instagram, Facebook und Twitter auf Bildbeschreibungen und Alternativtexte setzen. Alle Plattformen unterstützen die Alternativtexte, die von Sprachausgaben vorgelesen werden können. Diese findest Du meistens unter den Einstellungen beim Erstellen eines Postings. Sie wird nicht beim Veröffentlichen angezeigt. Verwende hier am besten eine ausführliche, klare Beschreibung deines Postings, um nicht Sehende oder sehbeeinträchtigte Personen daran teilhaben lassen zu können. Gleiches gilt für die Bildbeschreibung, die Du in deine Caption schreibst. Sie kann von allen gelesen und von Screenreadern vorgelesen werden. In Deiner Caption kannst Du den Hinweis „B!“ oder „Bildbeschreibung“ einfügen, um Nutzer:innen wissen zu lassen, dass Dein Content eine Beschreibung hinterlegt hat.

Einige Leute raten dazu, den Alternativtext als unauffällige SEO-Optimierung zu nutzen. Wichtige Inhalte Deines Contents kannst und solltest Du auch aufführen, was dann einen SEO ähnlichen Effekt haben kann. Wir möchten aber davon abraten, den Alternativtext mit Hashtags und Co. zu füllen, denn das erschwert es gerade denjenigen Nutzer:innen, die sich auf diese Funktion verlassen.

Verwendung von Hashtags

Auch Hashtags werden von Screenreadern vorgelesen. Es hilft hier enorm, einen sogenannten CamelCase zu verwenden. Das bedeutet, der erste Buchstabe jedes neuen Wortes wird großgeschrieben. Das erleichtert den Vorlese- und Betonungsvorgang. Statt #socialmediainklusiv würdest Du also #SocialMediaInklusiv schreiben. So liest es sich auch schneller für alle, die Deinen Content überfliegen und bringt Dir Bonuspunkte für besser einprägsame Corporate Hashtags.

Du willst Emojis?

Auch Emojis können in beschreibender Weise für Nutzer:innen vorgelesen werden. Wenn Du allerdings reihenweise Emojis hintereinander postest, werden diese auch alle hintereinander vorgelesen und ergeben vielleicht gar keinen Sinn mehr. Verwende also besser einzelne, gut gewählte Emojis. Übrigens sind Emojis im Alternativtext kein Problem und können mit vorgelesen werden.

Kontraste nutzen

Achte bei der farblichen Gestaltung auf starke Kontraste. Auch die Schrift sollte sich erkennbar vom Hintergrund abheben. So erleichterst Du das Lesen und Betrachten. Das hilft sehbeeinträchtigten Personen und neurodiversen Menschen mit Autismus oder AD(H)S. Zugänglich gestalteter Content wird in jedem Fall Deine Reichweite erhöhen und Nutzer:innen werden gerne Zeit auf Deinen Kanälen verbringen.

Zugängliche Schriftarten wählen

Die Schrift kann einen erheblichen Unterschied machen, wie schnell Dein Content gesichtet und gelesen werden kann. Schriftarten gibt es mit und ohne Serifen, also die Bögen und Schnörkel an jedem Buchstaben. Schriftarten sans serif (französisch „ohne Serife“) sind gerade und ohne dekorative Elemente. Es hat sich gezeigt, dass Menschen mit Autismus und AD(H)S sowie mit Lese- und Rechtschreibschwäche Schriftarten ohne Serifen deutlich besser erkennen und lesen können. Ob Story, TikTok oder Text-Slide, eine gut lesbare Standard-Schrift hilft der Zugänglichkeit.

Untertitel erstellen

Auf YouTube, Instagram und Facebook hast Du die Option für automatische oder manuelle Untertitel. Untertitel ermöglichen auch nicht hörenden oder hörgeschädigten Personen den Zugang zu Deinem Content. Sie sind aber auch generell nett, wenn man geraden den Ton nicht anstellen kann. Untertitel sind am besten lesbar, wenn sie als Block in zwei Zeilen für mindestens sieben Sekunden lang erscheinen.

Zur Ergänzung: Solltest Du Content von oder über ein Event vorbereiten und es wurde Gebärdensprache benutzt oder willst Du diese nachträglich hinzufügen, denk dran, dass Gebärdensprache nicht international ist. Deutsche Gebärdende können nicht auf der ganzen Welt verstanden werden.

Sprichst du die Sprache deiner Zielgruppe?

Kenn Deine Zielgruppe. Das gilt wohl überall. Auf Social Media solltest Du aber insbesondere wissen, wen genau Du erreichen willst und wie das am besten geht. Vielleicht erreichst Du Deine Zielgruppe am besten mit Leichter Sprache? Für die Verständlichkeit ist es nie verkehrt, wenn Du auf kurze Sätze und klare Erklärungen setzt. Neben umständlichen Formulierungen können auch Redewendungen, Mehrdeutigkeit und Ironie oder Sarkasmus Probleme bereiten. Menschen, die Deutsch als Fremdsprache lernen oder Autismus oder AD(H)S haben, können hier Schwierigkeiten bekommen, Deine Botschaft zu verstehen. Hier helfen sogenannte Tone Indicators, also Marker, die auf ebensolche sprachlichen Ausdrucksweisen hinweisen oder diese erklären.

Recherche nicht zu kurz fassen – Sprache zählt

Informiere Dich im Vorfeld der Contenterstellung über gewisse Dinge wie Selbstbezeichnungen, ungern gesehene Ausdrücke oder Redewendungen. Investiere Zeit, um herauszufinden, was Du vermeiden solltest, wenn Du über eine Community oder ein besonderes Thema schreibst oder sprichst. Wir können nicht inklusiv handeln, wenn wir keine Rücksicht auf die Wünsche von anderen Menschen nehmen und sie womöglich noch verletzen.

Das Wichtigste zum Schluss – Kritik annehmen

Sei immer offen für Kritik, gerade von Betroffenen. Nichts ist schlimm daran kritisiert zu werden – im Gegenteil. Niemand ist perfekt und Kritik hilft uns, Aspekte zu verstehen und zu verbessern. Sieh sie als eine Chance und binde neu Gelerntes mit ein.

Und wenn Dir doch mal ein Fehler passiert ist: entschuldige Dich und kommuniziere es öffentlich, wenn der Fehler auf einer Social Media Präsenz unterlaufen ist. Intern kannst Du mit Deinem Team sprechen, was Du gelernt hast und richtig stellen möchtest.

Social Media zu nutzen ist eine Gewohnheit und genauso wirst Du Dich an einen inklusiven Umgang gewöhnen können. Auch wenn jetzt alles etwas überwältigend aussehen kann -versprochen, das wird immer einfacher werden! Content komplett barrierefrei zu veröffentlichen ist nicht immer möglich, aber so barrierearm wie es eben geht sollte Deine Zielsetzung sein. Außerdem zählt hier immer das Motto: done is better than perfect!

Weitere Tipps und Anregungen findest Du bei Netz Barrierefreiheit und barrierefreiposten